Dokumentation
Konzept des Workshops ist, einer Gruppe Roma, angehörige einer gesellschaftlichen und Wirtschaftlichen Randgruppe eine Möglichkeit zu geben ihren Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Eine kreative Arbeit mit Hilfestellung.
Unter Vorgabe einer bestimmten Thematik mit Entsprechung zur Gruppe.
Das Thema: Denkmal/Gedenkstätte.
Sowohl im Bezug auf die Verfolgung und Ermordung von Roma und Sinte im 3.Reich, als auch auf die Situation der Gegenwart, also die Erlebnisse, Gefühle der Nachkommen.
Die Kursteilnehmer sollen stetig und diszipliniert arbeiten, innerhalb eines dem Berufsleben entsprechenden Zeitrahmen.
Die Gliederung des Themas in bestimmte Einzelaufgaben fand innerhalb der Gruppe statt.
Die im Gestalterischen relativ unerfahrenen Teilnehmer sollten angeregt werden neue Lösungs- und Ausdrucksmöglichkeiten zu erforschen.
Schwellen zu überschreiten, das persönliche Fühlen und Denken zu veräußern und der Kritik einer breiten Öffentlichkeit Preis zu geben.
Zu den Lerninhalten gehören Grundlagen der Gestaltung und Darstellungstechnik ebenso wie handwerkliche Techniken und Materialkunde und im weiteren Sinne Aspekte der Kommunikation.
Letztere fand innerhalb der Gruppe nicht nur über Sprache, sondern auch über das gemeinsame Zeichnen auf dem Papier und an der Tafel statt.
Durch die gemeinsame Arbeit fand die Gruppe zusammen und verlieh ihrer Identifikation durch den selbst erdachten Namen „Amarodrom“ Ausdruck.
Zum Abschluß des Workshops wurden die Arbeiten präsentiert.
Die Teilnehmer mussten sich also auch mit der Darstellung der eigenen Arbeit auseinandersetzen, mit Kritik, Analyse, im besten Falle verbunden mit einem selbstbewussten Auftreten.
Sie bekamen Einblicke in Bereiche wie Präsentationstechnik, Grafik und Layout am Computer.
Kerngedanke der Entwicklung von Modellen war die Idee eines weiterführenden Sinns also der Umsetzbarkeit und Einsetzbarkeit; die Herausforderung der öffentlich Diskussion um einen kulturellen Wert.
Kreative Tätigkeit führt immer zu einer unter Umständen kontroversen Auseinandersetzung zumindest mit der eigenen Persönlichkeit.
Sie bricht auf, läßt heraus und fordert den Kunstschaffenden. Wirft Fragen auf, die nicht immer einfach beantwortet werden können. Sie eröffnet Einsichten in die eigene Unfähigkeit, die Diskrepanz zwischen Denken, Vorstellen und Tun.
Sie kann Selbstfindungs- und Orientierungsprozesse anregen und damit Einfluss auf die persönliche Entwicklung nehmen.
Um dem Risiko sich dabei zu verirren entgegen zu wirken, ist es sinnvoll einen erfahrenen „Begleiter“ zu haben.
Diese Funktion hat der Kursleiter. Er soll nicht anführen oder verfolgen, sondern in einem eher partnerschaftlichen Verhältnis begleiten.
Eine guter persönlicher Umgang ist im kreativen Arbeitsprozess hilfreich.
Im Gegensatz zu „gewöhnlichen“ Arbeitsprozessen in denen vorbestimmte Ergebnisse zu erreichen sind, können in einem kreativen Umfeld Fehler oder Irrtümer die Lösungsfindung durchaus positiv beeinflussen.
Der Fehler kann zu einem anderen Weg, zu einer neuen Form, zu einem abweichenden Gedanken, zu einer zündenden Idee führen.
Der Fehler wird erkannt, verliert aber gegebenenfalls seinen negativen Charakter.
Der Workshop trainiert sowohl die individuelle als auch die gemeinsame Ideenfindung und Problemlösung.
In flexiblen Teams wurde konstruktives diskutieren und Entscheidungsfähigkeit geschult.
Die Ideen wurden gemeinsam erarbeitet, schwierige Probleme im Vorfeld besprochen.
Die Umsetzung mit persönlichem Freiraum zur Weiterentwicklung oder spontanen Veränderungen fand in kleineren Teams statt.
Der Kursleiter ist ein korrektiv, er hat den Überblick, kann unauffällig leiten, fragen, widersprechen und damit zur weiteren Reflexion anregen.
Die Kombination aus der freien gestalterischen Tätigkeit, und der gleichzeitig ernsthaften, disziplinierten Organisation der Arbeit, erzeugte ein hohes Maß an Motivation. Die Leistungsbereitschaft und der persönliche Einsatz der einzelnen Kursteilnehmer reichte zunehmend über den geforderten, bzw. erwarteten Rahmen hinaus.
Faltblatt zu Projekt und Ausstellung
Die Präsentation im Forum Ludwig in Aachen
Die Arbeiten
Unentdeckt
"Ich komme aus Jugoslawien, aus Ungarn,
aus Rumänien".
Da habe ich wenigstens eine kleine Chance
- aber als "Zigeuner"?
So bleibe ich lieber unentdeckt - mein Gegenüber ebenso.
Holz, Glas, Glasfarbe
60cm x 60cm x 195cm
Hoffnung
Begehbares Denkmal im Maßstab 1:10.
Ein Hügel wölbt sich aus der Geradlinigkeit
der Pflastersteine.
Der Platz erhebt sich.
Das Licht aus der Tiefe - blau - lässt die Namen,
Daten, Geschichten, Dokumente der verlorenen
Vergangenheit in den Nachthimmel leuchten.
Gips, Holz, Glas, Dispersionsfarbe, Beleuchtung
51cm x 51cm x 7cm
Hände
Hände, groß wie Bäume richten ihr Begehren
gen Himmel. Vorbei am Unverständnis, an den Vorurteilen
und der Ignoranz.
"tasten, greifen, fangen, flehen, rufen, suchen, halten fest, beten"
Gips, Erde, Holz, Dispersionsfarbe
34,5cm x 54cm x 31cm
Flyer
Das Modell kann als Teil, aber auch als eigenständiges
Werk verstanden werden.
Es bietet je nach Größe die Möglichkeit,
Informationsträger (Schrifttafel) für eine darüberstehende
Idee zu sein oder aber alleine als
selbsttragende Konstruktion.
Styropor, Gips, Holz, Dispersionsfarbe
50cm x 50cm x 25cm
Europa
Kinetisches Objekt
Europa wird eng, man kommt sich näher.
Europa könnte die Gelegenheit nutzen, sich in eine
friedliche Zukunft zu entwickeln.
Dazu muss es beweglich bleiben.
Die Menschen müssen sich bewegen.
Holz, Styropor, Eisen,
Dispersionsfarbe
60cm x 60cm x 11cm
Gedenkstätte
(Ein sicherer Ort)
Das Modell stellt eine Art Gebäude mit
verschiedenen Räumen dar.
Ein Ort der Ruhe, des Gedenkens, des Nachdenkens.
Das Gebäude kann aber auch zu einem Raum
der Freude und des Feierns werden.
Stellvertretend für verschiedene Inhalte sind
im Innenraum die grauen Tafeln angebracht.
Inhalte und Präsentation sind in unserer Idee
nicht festgelegt.
(So könnten z.B. statt Tafeln auch Bildschirme
installiert werden. Es könnten im Innenraum
kleine Theaterstücke oder Konzerte veranstaltet werden).
Gipsplatte, Styropor, Holz
Mörtel, Dispersionsfarbe
60cm x 89cm x 50cm
Maßstab ca. 1:10
Wohin?
Surreales Gedankenspiel mit Vergangenheit
und Zukunft ....und Gegenwart.
Die Brücke als vollendetes Teilstück.
Romageschichte lässt sich für jede Phase
der Vergangenheit in einfachen Worten
ausdrücken - Vertreibung, Entmündigung,
Ausgrenzung, Abschiebung, .....Ermordung.
Es gab weder gute Könige, noch böse Tyrannen.
Es gab keine Grenzen, die es zu verteidigen galt,
keinen Krieg, keinen Frieden.
Keine Befreiung, kein Wirtschaftswunder,
keinen Bundespräsidenten.
Heimatlos, Geschichtslos, Zukunftslos...wohin?
Styropor, Holz, Papier,
Mörtel, Steine
Dispersionsfarbe
Freiheit
Das Modell steht als Beispiel für Gestaltungs -
möglichkeiten.
Schrift, Zeichen oder Formen könnten nach
unserer Vorstellung zur Gedenkstatt werden.
Viele Plätze sind mit Grünflächen oder
Blumenbeeten verziert.
Warum nicht mal mit wachsenden Inhalten.
Deine Freiheit lebt auch in meinem Herzen.
Holz, Acryl/Dispersionsfarbe, Erde, Gras
95cm x 44cm x 15cm
Perspektive
Kleines Denkspiel
Styropor, Gips, Holz,
Dispersionsfarbe
20cm x 20cm x 27cm
Denkmal für den
unbekannten Musiker
Das Werk ist ein 1:1 Modell
Der leere Sockel könnte nach unserer
Vorstellung auf einem belebten Platz stehen.
Eine Gelegenheit für jeden (Straßen)Musiker
seine Kunst in angemessener Form zum besten zu geben.
Ebenso eine Gelegenheit für Jedermann einen
Moment die eigene Perspektive zu ändern.
Ein lebendiges Denkmal,
das sich dem Wandel der Zeiten stellt.
Spanplatte, Dispersionsfarbe
64,5cm x 64,5cm x 32,5cm
Romawagen
Das Gemälde zeigt ein Denkmal - aus Bronze
vielleicht, aus Stein?
Wir kennen die Zigeuner, wie sie vor der Stadt
am Rande des Dorfes, auf der Wiese campieren.
Eines Morgens sind sie da, und plötzlich
sind sie wieder weg.
Diese kommen in die Stadt und bleiben.
Öl auf Leinwand, 80cm x 50cm
Mein Freund
Meine Schwester
Mein Kind
Meine Tochter
Mein Vater
Mein Bruder
Ein Koffer spricht
Ich bin ein kleiner Koffer aus Stolberg am Rhein
und ich such meinen Herrn, wo mag er nur sein.
Er trug ein "Z" und war alt und blind
und er hielt mich gut, als wär ich sein Kind.
Ich hab meinen Herrn begleitet - jahraus, jahrein.
Auch diesmal ging ich mit ihm, nun ist er allein.
Er war alt und blind, wohin ist er gekommen
und weshalb hat man ihm mich fortgenommen.
Ich bin ein kleiner Koffer aus Stolberg am Rhein
und ich such meinen Herrn, wo mag er nur sein.
Er trug ein "Z" und war alt und blind
und er hielt mich gut , als wär ich sein Kind.
Warum bin ich auf dem Kasernenhof geblieben,
sein Name steht doch auf meinem Kleid geschrieben.
Nun bin ich schmutzig, mein Schloss hält nicht mehr,
man hat mich geplündert - ich bin fast leer.
Nur ein Tuch ist noch da, ein Becher dabei,
seine kleine Blindentafel aus Blei.
Alles ist fort - die Arzeneien, das Brot -
er sucht mich gewiss, vielleicht leidet er Not.
Ich bin ein kleiner Koffer aus Stolberg am Rhein
und ich such meinen Herrn, wo mag er nur sein.
Er trug ein "Z" und war alt und blind
und er hielt mich gut , als wär ich sein Kind.
Es muss schwer sein für einen Blinden
mich in dem Stapel von Koffern zu finden.
Ich kann es auch so schwer verstehen,
weshalb wir hier nutzlos zugrunde gehn.
Nach einem Lied von Ilse Weber, aus Theresienstadt.